Hilfe! Wie entscheiden?? Bin emotional und fachlich ratlos

Re: Hilfe! Wie entscheiden?? Bin emotional und fachlich ratlos

Beitragvon Charisma » Di 24. Aug 2010, 13:20

Also ich verstehe Deine Bedenken durchaus, leider kann man mit solchen Gnadenhöfen wie die Zeitungen lehren sehr schlechte Erfahrungen machen.
Dennoch spricht Dich das meiner Ansicht nach nicht von der Verantwortung los, Dich trotz Krankheit um Dein Pferd zu kümmern. Es hat sich doch wohl einen entspannten Lebensabend verdient.
Hol sie doch zu DIr, stell sie in einen Offenstall in Deiner Nähe, der kann doch nicht so teuer sein. Dann hast Du wenigsten ein Auge auf sie. Und ein paar kleine Mädels, die sich um sie kümmern findet man doch eigentlich auch- und wenn sie nur putzen, betüdeln und mal spazieren gehen..

Was sagst Du dazu? Könnte doch klappen, oder?
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Re: Hilfe! Wie entscheiden?? Bin emotional und fachlich ratlos

Beitragvon Miro » Di 24. Aug 2010, 16:36

Es gibt viele Worte, wie man sich den tot eines Pferdes schönreden kann. Fakt ist...das Pferd wird getötet bzw. umgebracht und nichts anderes. Dem muss man sich immer klar sein.

Nur Tierbesitzer erfinden Wortwahlen, um den tot des Pferdes für sich besser verarbeiten zu können!

Pferde zeigen dem Menschen sehr wohl, ob Sie noch Kraft/Freude am Leben haben oder nicht! Nur leider übersehen das viele Tierbesitzer, da Sie emotionale und finanzielle Angst haben, einem solchem Pferd noch ein schönes Leben zu bieten.

Grundsätzlich darf ein TA ein Pferd NUR töten, wenn es medizinisch erforderlich ist.

Dieser Fall kann nur anhand dem beurteilt werden, was man hier im Forum liest und auch ich kann hier keinerlei medizinische Gründe erkennen, einen Tötung des Pferdes vorzunehmen. Denn ist es eigentlich nicht eher so, dass dieses "Problem" nur aufgetreten ist, da du einen Stallwechsel vornehmen müsstest????

Würde alles beim alten bleiben, müsstest du Dir auch keine Gedanken darüber machen wie es weiter geht......aber ein Pferd töten zu lassen, nur weil du keine Lösung herbeirufen kannst die Dir gefällt???
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Re: Hilfe! Wie entscheiden?? Bin emotional und fachlich ratlos

Beitragvon GilianCo » Di 24. Aug 2010, 22:43

Wie Miro schon schreibt, da gibt es selbstverständlich gesetzliche Vorgaben. Schlachten dürfte man ein Pferd ohne "Grund" (denn der Grund ist der Gewinn von Lebensmittel), einschläfern nicht so einfach.

Ich hätte auch die Möglichkeit gehabt, meine Stute damals anstatt sie einzuschläfern in einen Offenstall zu stellen. Ich habe mich dagegen entschieden, auch aus medizinischen Gründen, weil sie mit ihrer Arthrose nämlich schon in der eigenen Herde kaum in der Lage war, ihren Rang zu halten, und sich in der Gruppe zurecht zu kommen. In einer neuen Herde wäre sie rettungslos untergegangen, und zusammen mit einer Lahmheit die nicht besser wurde, war das ein ausreichender Grund.

Ich würde zusehen, daß ich das Pferd dann selber versorgt bekomme, wenn andere Möglichkeiten nicht zur Verfügung stehen. Und da wäre eine Euthanasie sicher nicht das erste , was mir da einfallen würde, sondern ich würde versuchen, dem Pferd noch eine schönes Leben zu gönnen.
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Re: Hilfe! Wie entscheiden?? Bin emotional und fachlich ratlos

Beitragvon portkey » Do 2. Sep 2010, 20:05

Hallo und vielen Dank an alle, die sich die Zeit genommen haben, mir zu antworten. Wirklich an alle, auch an jene, die sich aus welchen Gründen auch immer ein moralisches Urteil angemaßt haben. Um es vorweg zu nehmen: Ein glücklicher Zufall - mehr war es nicht - hat dazu geführt, dass mein altes Pferd nun mit einem ebenfalls alten Pferd mit der selben Krankheit fünf Minuten von uns ber Privatleuten ein wunderschönes Zuhause hat, schöner sogar, als unser alter Stall. Ich bin sowas von glücklich und würde am liebsten dort kostenlos rund um die Uhr mitarbeiten, um mich erkenntlich zu zeigen.
Dennoch ist mir eine Sache wichtig: Vielleicht, und das war dann sicher auch mein Fehler, habe ich mit meinem Problem hier manche überfordert. Wenn ich eine Tötung hätte schönreden lassen wollen, hätte ich wohl kaum dazu geschrieben, dass unsere TÄ es NOCH nicht für nötig hält. Aber es ist die Wahrheit und gehörte auch meiner Sicht dazu, um eine differenzierte Meinung zu erhalten. Leider haben allerdings kaum Schreiber auch tatsächlich differenziert nachgedacht. Und sich Phrasen bedient wie "es kann doch nicht so schwer sein...", "einfach umbringen..." ...
Eine Meinung fand ich besonders bemerkenswert: Zitat in etwa, ich wäre selbst schuld, denn alles kam ja nur durch den Wechsel und wäre sonst in bester Ordnung. Lieber Schreiber, das ist leider weit gefehlt. Der kommende Herbst und Winter in der Boxenhaltung mit dem unglaublich verpilzten Stroh von diesem Jahr (selbst wenn es nur der Nachbar hat und das Pferd selbst Späne), hätte es qualvoll eingehen lassen. Ist ein täglich zunehmendes Ersticken wirklich besser, als ein Lebensende mit noch keiner Qual? Für einen Menschen ohen Frage natürlich ja. Jede Sekunde ist ein Geschenk.
Ich hatte dieses Pferd genau aus diesem Grund und dem schlechter werdenden Gesundheitszustand zu guten Händen offiziell in einen Offenstall etwa 100 km von hier, wo ich die Leute gut kenne, abgegeben und es befand sich formal nicht mehr in meinem Besitz. Die neue rechtliche Besitzerin konnte sich nun schlagartig nicht mehr darum kümmern. aber es war natürlich kein Problem, das Pferd zurückzukaufen. Ideell war es ja mein Pferd geblieben. Dennoch wäre sie dort AUF JEDEN FALL geschlachtet worden. Aber es war sehr wohl ein Problem, ein Zuhause zu finden, in welchem das Leiden, der Husten ist nunmal schwer, sich nicht verschlimmert hätte. Offenställe, die auf Freizeitpferde ausgerichtet sind, die geritten werden, sind keine Lösung für ein Gnadenbrotpferd. Es ist mindestens soviel Illusion, sich das einzureden, wie es falsch ist, eine Tötung schönzureden. Das war auch nicht meine Absicht. Wohl kaum. Im Gegenteil. Von vielen, die den Fall kennen, hätten viele nicht so große Mühen auf sich genommen. Auch die finanziellen Belastungen waren kein Grund. Für meine Pferde würde ich hungern und auf alles, was man nicht existenziell braucht, verzichten. Und Verantwortung: Wie sieht die aus? Ein Pferdeleben um kurze Zeit verlängern und das um jeden Preis? Zu Lasten der gesicherten Versorgung des Pferdes? Zu Lasten der eigenen Kinder (habe 2) Weil man plötzlich einen eigenen Offenstall einrichtet? Ein Pferd ist kein Mensch, es macht keinen Zukunftspläne, sondern genießt einfach die Momente seines Lebens, die es gut versorgt und ohne Schmerzen genießen kann. Wenn man das nicht garantieren kann, ist ein Ende letztlich verantwortungsvoller. Das habe ich, nachdem ich diese Situation durchmachen musste, gelernt. Ein Irgendwohingeben ist KEINE Alternative. Und ein eigener Offenstall mal so eben wohl auch von einigen nicht wirklich ernst gemeint. Auch wenn das sehr schön wäre und ich die Arbeit auch gern auf mich nehmen würde, aber manche Sachen kann man nicht realisieren. Ich danke Gott, dass er mir die Konsequenz dieser Lehre erspart hat.
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Re: Hilfe! Wie entscheiden?? Bin emotional und fachlich ratlos

Beitragvon GilianCo » Fr 3. Sep 2010, 16:09

portkey hat geschrieben:Ist ein täglich zunehmendes Ersticken wirklich besser, als ein Lebensende mit noch keiner Qual? Für einen Menschen ohen Frage natürlich ja. Jede Sekunde ist ein Geschenk.


Das frag mal einen Paritenten, der im Krankenhaus liegt, und tatsächlich keine Luft mehr bekommt. Ich denke, da ist nur die Diskussion eine andere, weil bei Menschen eben der Arzt verpflichtet ist, das Leben zu retten um jeden Preis.

Grundsätzlich kann ich Dir aber nur recht geben, es ist keine einfache Entscheidung, und ich bin mit Dir froh, daß Dir der letzte Schritt, weil er doch noch vermeidbar war, und sich eine bessere Lösung für das Pferd gefunden hat, nun doch nicht der Tod des Pferdes war.

Man muß eben auch sehen (auch wenn viele das nicht sehen möchten), daß je nach schwere der Erkrankung natürlich der Tod eine Erlösung sein kann. Ich denke, ob es soweit ist, kann man nur selber entscheiden (ggf. mit seinem TA zusammen), aber das kann sich eh keiner im Forum anmaßen. Egal in welche Richtung.
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Re: Hilfe! Wie entscheiden?? Bin emotional und fachlich ratlos

Beitragvon Mia84 » Fr 3. Sep 2010, 16:45

GilianCo hat geschrieben:Man muß eben auch sehen (auch wenn viele das nicht sehen möchten), daß je nach schwere der Erkrankung natürlich der Tod eine Erlösung sein kann. Ich denke, ob es soweit ist, kann man nur selber entscheiden (ggf. mit seinem TA zusammen), aber das kann sich eh keiner im Forum anmaßen. Egal in welche Richtung.

Ich gebe da völlig recht. Es ist eben so, dass man in einem Forum nur daraus folgern kann was der TS schreibt. Und wenn laut TA eben kein Tötungsgrund vorliegt, ist der Tod ja auch keine Erlösung.
portkey hat geschrieben:Wirklich an alle, auch an jene, die sich aus welchen Gründen auch immer ein moralisches Urteil angemaßt haben.

In einem Diskussionsforum geht es doch darum die Meinung andere zu hören. Deswegen schreibt man ja. Ich finde das keineswegs anmaßend zu sagen, dass man meint in diesem Falle (und eben aus dem was man gelesen hat, es kennt dich und deine Situation ja keiner darüberhinaus) ist eine Tötung unmoralisch. Du wolltest doch Hilfe bei der Entscheidung. Letzendlich kann da ja jeder seine Meinung vertreten, ohne "anmaßend" zu sein. Wenn du es dennoch aus deiner Situation anders siehst, hast du entweder eben andere Moralvorstellungen, oder die Situation nicht ausreichend beschrieben. Nur weil die Meinung eines anderen nicht mit der deinen übereinstimmt ist der andere nicht anmaßend - du wolltest ja Meinungen hören und nicht irgendwas bestätigt bekommen...
portkey hat geschrieben:Um es vorweg zu nehmen: Ein glücklicher Zufall - mehr war es nicht - hat dazu geführt, dass mein altes Pferd nun mit einem ebenfalls alten Pferd mit der selben Krankheit fünf Minuten von uns ber Privatleuten ein wunderschönes Zuhause hat, schöner sogar, als unser alter Stall. Ich bin sowas von glücklich und würde am liebsten dort kostenlos rund um die Uhr mitarbeiten, um mich erkenntlich zu zeigen.

Freu mich da ehrlich drüber - so gab es für alle Beteiligten ein happy end. Drück dir de Daumen, dass dein Pferd noch lange seinen Lebensabend genessen kann.
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Re: Hilfe! Wie entscheiden?? Bin emotional und fachlich ratlos

Beitragvon Lexi » So 3. Okt 2010, 10:43

Das ist eine wirklich schwere Entscheidung. Wüßte auch nicht wie ich entscheiden würde. Ich weiß nur eins genau, ich könnte es nicht neutral beurteilen wenn es mein eigenes Pferd ist. Los lassen ist schwer aber manchmal fühlt sich los lassen wie Verrat an. Zum Glück habe ich eine TÄ die ich bei diesen Entscheidungen gern hinzuziehe und der ich auch blind vertraue. Sie ist auch eine Spezialistin auf dem Gebiet der Atemwegserkrankungen. Schreib Ihr doch mal ne mail.
http://www.immun-pfer.de/
lg und wünsche dir und deinem Pferd die richtige Entscheidung
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