Fütterung

Fütterung

Beitragvon Icamani » Fr 17. Apr 2009, 20:20

Hallo Leute,
aufgrund der vielschichtigen Problematik der Fütterung, möchte ich eine Serie Fütterung schreiben. Ich versuche so verständlich wie möglich zu bleiben und die Texte so zu verfassen, daß ihr auch etwas damit anfangen könnt. Damit die Serie auch eine Folge bleibt, schlage ich vor in einem anderen Thema über verschiedene Bereiche mit mir oder untereinander zu diskutieren. Ich eröffne dafür noch das Thema Fütterung/Diskussionen.
Ich versuche so oft wie ich Zeit habe an der Serie weiterzuschreiben. Wenn es zu schwierig oder zu kompliziert wird zum Verstehen, bitte ich euch eine PN an mich zu schreiben.
Zu meiner Person: Ich bin Agraringenieur und seit 13 Jahren Prüfer im Prüfungsausschuß für Landwirte/Tierwirte/Pferdewirte. Ich bin freier Berater für Fütterung und Haltung von Pferden und Schweinen, züchte Pferde für Sport und Freizeit und verbringe viel Zeit als Trainer mit der Ausbildung junger Pferde und Junger Reiter.
Nehmt die Serie als kostenlose Weiterbildung und Bereicherung dieses Forums, das mir übrigens sehr viel Spaß bereitet.
Eure Marita!
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Re: Fütterung

Beitragvon Icamani » Fr 17. Apr 2009, 21:05

Serie 1

Futtermittel für Pflanzenfresser unterscheidet man in 4 Kategorien.
- Saftfutter
- Rauhfutter
- Einzelfutter
- Mischfutter

Beschäftigen wir uns zuerst mit dem Saftfutter. Es hat seinen Namen durch den hohen Wassergehalt. Trocknet man die Pflanzen, so hat man bei einem kg 400 bis 900 ml Wasser, der Rest ist die Trockensubstanz. Zum Saftfutter zählen: Grünfutter (von Weiden-Wiesen-Acker), Silagen (Anwelksilage-Maissilage-Ganzpflanzensilage) und Wurzel und Knollenfrüchte.
Am wichtigsten für uns ist das Grünfutter. Menge und Qualität des Grünfutters werden durch die Lage, die Nutzung und den Pflanzenbestand bestimmt.
Drei Pflanzenarten werden unterschieden: Gräser, Leguminosen, Kräuter. Sie sollten im Idealfall 50% zu 25% zu 25% auf der Weide/Wiese stehen.
Zu den wichtigsten Pferdegräsern zählen Wiesenfuchsschwanz (blüht als erstes im Jahr), Wiesenschwingel, Weidelgras, Knaulgras, Glatthafer und das eher selten gewordene Lieschgras (Blüht als letztes im Jahr).
Die Leguminosen sind Stickstoffbildner. Das sind alle Kleesorten, Erbsen, Wicken, Lupinen und vor allem die Luzerne.
Der ganze Rest, wie Löwenzahn, Breiter und Spitzer Wegerich, Rainfarn und so weiter, zählt zu den Kräutern.
Nicht alle Gräser und Kräuter werden von Pferden gefressen. Vor allem behaarte Grassorten, wie die Trespe und das wollige Honiggras werden verschmäht. Das für uns Menschen sehr wohlriechende Wiesenruchgras läßt das Heu zwar super duften, hat aber keinen Nährwert.
So bestimmt man auch die Nährwerte von Wiesen und Weiden am besten, indem man mit einem Rahmen von 1x1m seine Wiese/Weide auszählt.
In der Folge zähle ich euch einige Nährwerte von Grünlandbeständen auf.

...........................................Ts ............ Rf.................. MJ.............. Rp

Wiese grasreich
1.Schnitt vor Ähren/Rispen........170g..............35g................2,1MJ...........24g
Schieben
1. Schnitt Beginn bis Mitte
Blüte...................................210g..............59 g...............2,2MJ...........21g
Wiese Klee u. Kräuterreich
1. Schnitt im Ähren/Rispen
Schieben .............................180g.............44 g...............2,1MJ............29g
1. Schnitt Beginn bis Mitte
Blüte...................................200g.............55g................2,2 MJ...........27g
Weide (Extensiv)
Aufwuchs vor Ähren/Rispen
Schieben...............................170g.............36g................2,1MJ............20g
Aufwuchs bis Mitte Blüte............220g.............62g...............2,0MJ............17g
Luzerne...............................200g..............59g...............2,0MJ............25g
Rotklee................................220g .............56g...............2,3MJ............24g

Die Inhaltsangaben gelten für die Ursprungssubstanz. TS ist Trockensubstanz, Rf ist die Rohfaser, MJ sind die Megajoule und Rp steht für Rohprotein. Ihr könnt jetzt mal eure Weiden durchzählen und anhand der Tabelle feststellen, welchen Nährgehalt ihr euren Pferden bieten könnt.
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Re: Fütterung

Beitragvon maggie1puma2 » Sa 18. Apr 2009, 14:44

Liebe Marita,

ich finde es super, daß Du Dein umfangreiches Wissen und Deine Erfahrung hier im Forum quasi kostenlos zur Verfügung stellst. Ich denke, jede(r) von uns wird auf die eine oder andere Weise sicherlich davon profitieren können! Vielen Dank, und weiter so! Bin schon gespannt auf die Fortsetzung :D


LG Kerstin
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Re: Fütterung

Beitragvon Icamani » Sa 18. Apr 2009, 22:18

Serie 2

Eigentlich gehören die Silagen auch zu den Saftfuttern. Silagen sind durch Gärung haltbar gemachte Pflanzen. Dazu zählen Gras, als Anwelksilage, GPS aus ganzen Pflanzen wie Weizen oder Gerste und auch Maissilage, aus gehäckseltem Mais. Ich persönlich rate dringend von der Fütterung von Silagen ab, daher werde ich die Silagen als Saftfutter nicht weiter erwähnen. Wenn wir bei der Futterhygiene und der Verdauung angekommen sind, werde ich das Thema wieder aufgreifen.

Rauhfutter
Zum Rauhfutter zählen Heu und Stroh.

Heu: Ausgangsmaterial von Heu sind Wiesen-, Klee und Luzernepflanzen, die durch Lufttrocknung konserviert werden. Der Schnittzeitpunkt für gutes Heu liegt Mitte bis Ende der Grasblüte. Zu diesem Zeitpunkt hat das Gras bei ausreichendem´Anteil von Hozteilen (Struktur) auch genügend Energie, Eiweiß und Calcium.
Jünger geschnittenes Gras ist zwar energiereicher, hat jedoch zu wenig Holzanteile. Später geschnittenes Gras hat zwar mehr Masse, doch das geht auf Kosten der Inhaltstoffe. Während zu früh geschnittenes wirklich gefährlich ist, macht spät geschnittenes Gras halt nur gut satt, schadet dem Pferd aber nicht.
Vollkommen ungeeignet ist der zweite Schnitt, den man im August von guten Wiesen erhält. Er hat immer zu wenig Struktur und das Energie/Eiweißverhältnis ist zu eng. Sprich, der Eiweißgehalt ist zu hoch.
Heu sollte in der Farbe grün/grünbraun oder hellbraun sein. Es darf keinen muffigen oder pilzigen Geruch haben. Im Heu sollte man die einzelnen Gräser noch erkennen können. Gute Gräser sind Knaulgras (9), deutsches Weidelgras (8), Glatthafer (9), Fuchsschwanz (8). Schlechte Gräser sind Trespen (0), Wiesenruchgras (1), Kammgras (1), wolliges Honiggras (0).
Die Zahlen stehen für den Futterwert. Hoher Futterwert 9, niedriger Futterwert 0.

Kräuter sind im Heu immer nur in geringem Maße vorhanden, da beim Wenden die Blätter zerbrechen und als Bröckelverluste auf dem Boden bleiben. Das Gleiche gilt für Klee.
Je länger die Halme in eurem Heu sind, desto besser für das Pferd. Ist das Heu sehr kurz, ist die strukturierte Rohfaser zerstört und das Pferd kann Kolik bekommen.

Verunreinigungen wie Staub und Steine sollte vermieden oder ausgeschüttelt werden. Heu immer aufschütteln. Gerade kleine Ballen sind sehr fest im Gefüge. Heu darf nicht im Stall gelagert werden. Es nimmt den Geruch und die Stallfeuchtigkeit auf und verliert dadurch an Qualität.

Als Faustregel gilt 1,5kg Heu/100kg Körpergewicht. Das würde bei einem 500kg Durchschnittspferd 8kg bedeuten. Diese Faustzahl kann sehr abweichen. Unser Hafi frisst 25 kg am Tag bei 405kg, Der Vollblüter kommt kaum auf 5kg bei 425kg.
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Re: Fütterung

Beitragvon Icamani » Mo 20. Apr 2009, 20:33

Liebe Leute, ich mache erst am Wochenende wieder weiter. Frohsinn hat mir die Schulter ausgerenkt. Mit der linken Hand im ein-Finger-such-System zu schreiben ist nicht so der Brüller. Bis später!
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Re: Fütterung

Beitragvon Icamani » Do 30. Apr 2009, 10:39

Stroh: Stroh gilt ebenfalls als Rauhfutter. Es sind die getrockneten Halme des Getreides.
Es gibt Weizenstroh, Haferstroh, Gerstenstroh und Roggenstroh. Als Futterstroh eignen sich Weizenstroh und Haferstroh. Zum Einstreuen kann man alle Strohsorten verwenden. Stroh wird im Allgemeinen im August geworben. Die meisten Getreidesorten werden in diesem Monat geerntet. Im August sind zwar die Tage noch sehr heiß, in den Nächten ist es aber schon manchmal empfindlich kalt. Durch den großen Temperaturunterschied gibt es Morgentau. Je später im August geerntet wird, desto eher ist Schimmel oder Pilz im Stroh.
Weizenstroh: Ist für die Pferdehaltung am besten geeignet. Wird das Stroh bei der Werbung nicht zu klein geschnitten (mind. 20cm Schnittlänge) kann es als Futter- und Einstreu verwendet werden. Aufgepaßt: Manchmal sind in den Ähren noch sehr viele Weizenkörner. Die werden natürlich gerne gefressen und müssen wie Kraftfutter angesehen werden. Weizenkörner und Stroh enthalten viel Calcium. Wenn man sieht, daß die Pferde das Stroh sehr gerne fressen, muß ein überwiegend phosphorhaltiges Kraftfutter oder Mineralfutter zugefüttert werden.
Haferstroh: Ist gut geeignet als Futterstroh. Als Einstreu ist Haferstroh eher ungeeignet. Es besitzt kaum Saugfähigkeit. Die Pferde stehen im Nassen. Auch hier gilt der Calciumüberschuß.
Gerstenstroh: Ist als Einstreu mäßig geeignet, wird als Futterstroh gemieden. Gerstenstroh fällt durch seinen enormen Glanz auf. Diese glänzende Oberschicht vermindert auch die Saugfähigkeit. Gerstenstroh wird zumeist schon Ende Juni geworben. Damit ist die Trocknung zumeist einwandfrei. Gerstenstroh zerbricht beim Werben in kleine, spitze Stängel. Wenn es dann auch noch von der Presse geschnitten wird, staubt es beim Einstreuen sehr stark. Kleingehäckselt saugt es zwar besser, reizt aber nicht nur die Atemwege der Pferde. Wird Gerstenstroh feucht durch Urin oder Wasser, so dünstet es einen betäubenden Duft aus.
Roggenstroh: Ist für die Pferdehaltung eher ungeeignet. Roggenstroh neigt stark zur Verpilzung. Bitte nur in Notfällen nutzen.

Stroh dient der Beschäftigung der Pferde und erhöht die Menge der aufgenommenen Rohfaser, die für eine intakte Verdauung lebensnotwendig ist.
Auch hier gilt, wie bei allen Futtermittel: Die Hygiene muß einwandfrei sein. Auch Stroh darf nicht im belegten Stall gelagert werden, da Geruch und Luftfeuchtigkeit die Qualität vermindern.
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