Tagebuch von Merlin

[Icamani]

Kaum ist es schön warm, sind ganz viele Menschen unterwegs. Sie reiten komische Pferde. Große und kleine Menschen halten sich bei diesen komischen Pferden an den Ohren fest. Anscheinend lenken sie so nach links und nach rechts. Diese Pferde wiehern nicht, sie riechen nach Öl und Straßenschmutz und sind meistens auch ganz langweilig. Manchmal buckeln sie aber und dann liegen die Menschen auf der Straße. Diese Pferde klingeln und sind aus Draht. Ich glaube das sind gar keine Pferde, denn der Menschenmann sagt immer Drahtesel. Es ist mir nicht ganz klar, was die Menschen an diesen langweiligen Wesen finden.
Tante Frohsinn (die heist wirklich so, blos nicht lachen!) hat heute Ärger bekommen. Sie hat nicht richtig hingeschaut und die Menschenfrau über den Haufen gerannt. Da war die Menschenfrau ganz schön böse und hat die Tante mit der Jacke fortgejagt. Frohsinn wollte sich entschuldigen, aber die Menschenfrau war wirklich böse. Ich glaube sie hat sich ganz schön weh getan. Sie hat den Arm gar nicht mehr bewegen können. Tante Frohsinn ist sicher schon hundert Jahre alt (21 anm. d. Red.) und sieht nicht mehr so gut und hat gesagt, daß sie das nicht so gemeint hat. Das war der Menschenfrau dann aber egal. Sie ist dann gegangen und hat Frohsinn nicht mehr angeschaut. Ich hoffe morgen ist es wieder besser. Gruß euer Merlin

[Icamani]

Wieder Sonne, wieder viele Drahtesel und viele Menschen. Ich weiß inzwischen wie ich Tante Thali austricksen kann. Wenn Arod schläft und die Tante frißt, komme ich ganz leise rangeschlichen. Wenn ich Arod schon fast berühren kann, lege ich mich vorsichtig dazu. Wenn ich dann so tue als ob ich schlafe, tut sie mir nichts. Der Trick hat schon ein paar Mal funktioniert. Manchmal schlafe ich wirklich ein, Nase an Nase mit Arod. Das gefällt mir.
Der Menschenmann ist heute mittag beinahe ausgerastet. Papa hat nur gelacht und die Tanten haben den Kopf geschüttelt. Hunderte Menschen sind schon an unserer Weide vorbeigegangen und mit den Eseln vorbeigeritten. Der Menschenmann hat auf dem Reitplatz Unterricht gegeben. Von dort ist unsere Weide 5m weg. Da hält ein Auto und eine aufgetakelte, schlecht riechende Menschenfrau steigt aus und fragt ob Arod und ich tot sind. Wir würden so komisch da liegen. Der Menschenmann konnte sein Temperament nicht zügeln und hat gesagt: Ja, natürlich. Das hat diese Menschenfrau geglaubt und gefragt ob wir verdurstet sind. Da ist der Menschenmann etwas laut geworden und hat geantwortet, daß meine Tanten und der Papa schon 500l Wasser getrunken haben und sie sich lieber um ihr Auto kümmern soll, das mitten auf die Straße gerollt war, weil die Handbremse nicht angezogen war. Der Papa mußte gehen, so hat er gelacht. Mutti regt sich heute abend immer noch auf über dumme Menschen.
Übrigens ist die Menschenfrau mit Tante Frohsinn wieder gut. Sie kann aber kein Wasser tragen. Die Schulter tut wohl noch sehr weh.
Ich genieße jetzt noch die Abendsonne und übe mit Arod noch ein bisschen verdursten mit anschließendem totstellen. Vielleicht fällt ja noch mal jemand drauf rein. Gruß Euer Merlin

[Icamani]

Heute morgen war große Aufregung. Der Vollbluthengst Ciro und das Ponymädchen Unita sind in den Hänger verladen worden. Ciro hat mords angegeben. Der ganze Hänger hat gewackelt. Das Menschenkind (ich glaube sie heist Ile) hat sich ganz fein gemacht und ist mit der Menschenfrau den ganzen Tag weg gewesen. Am Abend sind alle ganz glücklich und mindestens genauso aufgeregt wieder zurück gekommen. Ich habe Tante Frohsinn gefragt, was das zu bedeuten hat. Die sind auf Turnier gefahren, hat sie gemeint. Ich konnte damit nichts anfangen und da hat sie mir eine Geschichte erzählt:
" Als ich noch ein junges Mädchen war, war ich ein gutes Springpferd. Ich konnte ganz hoch springen. Später bin ich Marathonkutsche im Vierergespann gefahren. Das habe ich fast 15 Jahre gemacht und habe viele Preise gewonnen. Wir wurden vor den Turnieren immer eingeflochten und lange geputzt, bis wir alle glänzten. Es gab extra Kraftfutter und Leckerlis. Unsere Menschen haben uns immer extra viel gelobt, auch wenn wir mal nicht so gut waren. Aber dann war meine beste Zeit vorbei und ich wurde an einen Reitstall mit netten Menschen verkauft. Doch dort hatte ich eigentlich nichts zu tun. Das war öde. Ich wurde immer steifer. Und dann kam auf einmal die Menschenfrau. Sie hat mich ein paar Mal geritten und ein paar Monate später war ich hier. Dein Papa war meine erste große Liebe. Mir gings auf einmal wieder gut. So gut, daß Ile mit mir auf ein kleines Turnier durfte. Ich wurde wieder schön gemacht und verwöhnt. Als ich auf dem Turnierplatz vom Hänger stieg, war ich bei meiner alten Reitstallfamilie. Ich wollte alles zeigen, was ich noch konnte. Aber....., du mußt verstehen, meine Augen sind nicht mehr so gut...., also, ich bin etwa in der Hälfte der Dressur über die Viereckabsperrung gestolpert und habe mit meinem Hintern das Richterhäuschen gerammt. Da durfte ich nicht mehr weitermachen. Ile war zwar enttäuscht, ich auch , aber wir hatten trotzdem unseren Spaß. Auf jeden Fall kam ich mir richtig jung vor. Und ich darf ja auch immer mal wieder Reitstunde mitmachen. Da ist das mit den Augen nicht so schlimm."
Ich glaube das ist sehr aufregend. Ich werde auch mal ein Turnierpferd und gewinne sicher viele Preise. Gute Nacht, Euer aufgeregter Merlin.

[Icamani]

Meine Tante Frohsinn mit dem Fohlen vom letzten Jahr.

[Icamani]

Heute ist Arod eine Woche alt. Ich habe allen Mut zusammengenommen und Tante Thali gefragt, ob ich mit ihm spielen darf. Endlich hat sie "ja" gesagt. Das war eine Jagd. Arod ist ganz schön schnell; und ganz schön frech. Rauf und runter und immer um unsere Muttis herum. Ich glaube Tante Thali war ganz schön froh, daß ich mich um Arod gekümmert habe. Er kann lästig sein, weil er so viel Durst hat. Ich habe ihm gezeigt, daß man auch Wasser trinken kann. Thalis Euter ist schon ganz wund. Das hab ich bei meiner Mutti nicht geschafft.
Ich habe übrigens auch die Tante nach Turnier gefragt. Die hat gesagt "nur nie wieder". Sie hat als vierjährige beim Freispringen so eine Panik gehabt, vor den fremden Leuten und der großen Halle, daß sie erst durch alle Hindernisse gerast ist und dann die Zuschauertribüne zerlegt hat. Hinterher mußte der Tierarzt sie sedieren, weil sie sich gar nicht mehr beruhigen konnte. Aber hier bei den neuen Menschen und vor allem bei Papa gefällt es ihr gut. Und daß sie Tante Frohsinn wieder gefunden hat und mit ihr zusammen leben darf, macht ihr Glück perfekt.
Schönen Tag noch Euer Merlin

[Radja-und-Ich]

Das ist so süß geschrieben. großes Lob! Mach bitte weiter so.

[Icamani]

Hy, da bin ich wieder. Ich glaube meine Menschen haben einen neuen Hund. Er ist auch groß und schwarz. Aber er ist nur noch halb so dick. Der Hund riecht auch nicht so wie "Jasmin". Irgendwie nach Haarschampoo. Komisch ist das trotzdem alles. Sie bellt wie Jasmin, liegt faul auf dem Hof rum, stinkt aus dem Maul. Sehr seltsam.
Später in dem Futterhaus beim Putzen von Mama und Papa hab ich es dann gesehen. Jasmin war beim Frisör!! Die ganze Wolle ist runter. Und weil der Frisör einen sauberen Hund haben wollte, mußte sie vorher duschen. Sie hat mir erzählt, daß ihr die neue Frisur zwar gefällt. Aber duschen und scheren haßt sie. Jetzt weiß ich auch, warum Peggy, eigentlich ein ganz liebes Menschenmädchen, so geschimpft hat. Ich dachte schon sie hat in ihren Klamotten geduscht. Nein, Jasmin hats mir erzählt. Peggy wollte Mine duschen, aber Mine hat sich geschüttelt und so geplanscht, daß Peggy hinterher genauso geduscht war wie Jasmin. Nur beim Scheren mußte sie artig sein. Sonst hätte sie jetzt vielleicht Kerben in den Ohren.
Der Hund gefällt mir. Das muß ich mir merken. Gute Nacht, Euer Merlin.

[Icamani]

Tante Maadiah ist meine Lieblingstante. Sie frißt mit uns Kleinen und kuschelt mit Papa und den Menschen. Sie zickt nicht rum und ist immer lieb. Ich weiß nur, daß sie noch ganz jung ist. Sie selbst weiß es nicht, aber die Menschenfrau schätzt sie auf etwa vier Jahre. Ich habe die Tante mal gefragt wo sie her kommt, weil sie auch noch nicht so lange bei unseren Menschen ist. Da ist sie ganz still geworden und ist an den Zaun gegangen und hat der Menschenfrau beim Reitunterricht zugeschaut. Später am Abend kam sie dann und hat mir ihre Geschichte erzählt:
Sie ist auf einem Betrieb mit fast 40 Pferden geboren worden. Die erste Zeit ist nicht viel los gewesen. Sie stand mit ihrem großen Bruder und vielen anderen auf einer Weide. Sie hatten nie viel zu fressen. Dann stand ihr Bruder in einem Wohngebiet auf einer Wiese, alleine, weil er angefangen hat die anderen Mädchen anzuhimmeln. Maadiah stand in der Nähe des Heimatstalles. Der Hunger wurde immer größer und irgendwann auch der Durst. Manche von den anderen Pferden konnten bald nicht mehr aufstehen. Viele starben. Auf einmal kamen Leute und haben die toten Pferde weggeholt, die die nicht mehr aufstehen konnten eingeschläfert und die Lebenden an gute Menschen verteilt. Maadiah und ihr Bruder kamen an eine Händlerin. Der Bruder sah super aus. Er war von den Menschen im Wohngebiet gefüttert worden. Er hatte es gut. Maadiah aber war schon sehr krank und entkräftet. Und wie in vielen solchen Fällen, hat sich die Händlerin an die Menschenfrau gewandt und gefragt, ob sie Maadiah nehmen würde. Irgendwie, so hat Maadiah gesagt, hat sie gespürt, daß alles wieder gut werden würde. Sie sei noch nie gerne Hänger gefahren, aber dieses Mal ist sie sofort auf den Hänger gesprungen und wollte nicht mehr runter. Bei den neuen Menschen angekommen, mußte sie erst einmal das Fressen neu lernen. Und jetzt ist sie schon ein Jahr hier und sieht umwerfend aus. Seit sie bei Papa steht ist ihr Glück vollkommen. Er sieht aus wie ihr Bruder, hat nur eine andere Farbe. Darum hat sie ihn so lieb.
Ich bin froh, daß Tante Maadian nicht gestorben ist. Vielleicht hat sie im nächsten Jahr dann auch ein Fohlen, ein Rotschimmel mit weißen Beinen.
Gute nacht, Euer nachdenklicher Merlin

[Icamani]

Arod und ich haben es heute etwas übertrieben . Wir waren am Spielen. Unser Lieblingsspiel ist "fang du mich, fang ich dich". Zuerst ging es um seine und meine Mutti herum. Dann haben wir Papa ein wenig geärgert, aber der hatte zu gute Laune und ließ sich nicht ärgern. Er hat lieber mit Maadiah gekuschelt.
Auf einmal fing Arod an zu rennen. Ich bin hinterher. Mannomann ist der schnell. Immer schneller, immer weiter weg, dann hat er gerufen "ich kann meine Beine nicht mehr bremsen". Ich wollte ihm den Weg abschneiden. Das war keine gute Idee. Arod konnte seine Beine nicht mehr sortieren, hat sich verknotet und ist auf die Seite gerutscht. Und weil alles viel zu schnell war, ist er unter dem Zaun durchgerutscht und lag dann ganz verdutzt auf der Straße.
Alle sind ganz aus dem Häuschen gewesen und haben nach den Menschen gewiehert. Menschen können ganz schön schnell werden, wenn`s drum geht. Das ist lustig, wenn die rennen. Daß die Menschen nur halb so schnell werden wie wir liegt sicher daran, daß sie nur zwei kurze dicke Beine haben. Ich habe vier schlanke schöne davon. Menschen sind drollig.
Arod hat wohl für heute genug. Er hat ein schlechtes Gewissen und weicht seiner Mama nicht mehr vom Fell. Ich geh noch zur Prinzessin und dann geh ich schlafen.
Euer Merlin.

[carmi xD]

Klein, schön, schnell unser Arod.... xD
ich freu mich schon auf deinen nächsten Abendteurtag...