Dominanz: Diskussion

Dominanz: Diskussion

Beitragvon Leit-Tier-Art » Di 2. Jun 2009, 08:59

Hallo Leute,

ich möchte Euch auf zwei Artikel aufmerksam machen, die ich im Netz gefunden habe und würde Euch gerne zu einer Diskussion darüber einladen. Ich freue mich über jede ernstgemeinte Nachricht, persönliche Meinung oder auch sachlich faire Kritik.

Ich werde mal mit meiner Darstellung beginnen:

Stellt Euch bitte zunächst mal vor, Ihr besitzt 1000 farbgleiche Mosaiksteine. Diese legt Ihr zu einer großen Fläche zusammen und betrachtet Euer Bild: Es wird Euch nicht viel auffallen. Jetzt nehmt Ihr einen weiteren Stein gleicher Farbe. Dieser eine Stein ist nur ein kleines bisschen kräftiger in seiner Farbe, als all die anderen Steine; vielleicht ist er nur ein wenig "blauer" oder "grüner". Nun nehmt Ihr einen beliebigen Stein aus Eurem Bild heraus und setzt dafür diesen etwas anderen Stein hinein: Euch und jedem anderen Betrachter des Mosaikbildes wird nun dieser eine Stein auffallen. Dieser Stein ist genauso wie die anderen Steine, nur halt etwas gleicher und damit auffälliger. In der Farblehre betrachtet man die Farbe dieses einzelnen Steins als "dominant". Der Stein tut nichts, er liegt nur da wie die anderen und ist doch so auffällig.

Bevor wir nun diese Darstellung auf die Tiere, auf unsere Pferde übertragen, möchte ich auf einen Artikel in der Pferdezeitung vom 23.11.2008 hinweisen, der mich sehr beschäftigt hat; Autor ist Herr Werner Popken.

http://pferdezeitung.com/Hauptartikel/504/Gesamttext

Diesem Bericht kann ich in jeder Hinsicht folgen. Ich find´s nur schade, dass der Autor die beiden Begriffe "Dominanz" und "Autorität" nicht mit angepackt hat. Das möchte ich hier nachholen, und zwar aus meiner persönlichen Sicht und anlehnend an den Bericht von Herrn Popken:

Die Führungsrolle in einer Herde übernimmt immer ein dominantes Tier. Dieses Tier hat nicht den "Willen", Chef der Gruppe zu sein. Es ist ganz einfach dazu bestimmt. Es ist wie der etwas andere Mosaikstein. Dieses Tier fällt durch seine Qualität, seine etwas andere Art auf und wird Leittier. Sicherlich gibt es Leittiere, die ihre Herde etwas "sanfter oder etwas "strenger" führen, als andere Tiere gleicher Spezies, davon ist aber zunächst nicht die Rede. Es gibt ja keinen "dominanten" Führungsstil, sondern nur einen autoritären oder einen nicht so autoritären. Und genau hier unterscheiden sich die Begriffe:

Dominanz bedeutet einfach nur, dass "einer" von einer Gruppe etwas auffälliger ist, als die anderen. Autorität hingegen hat etwas damit zu tun, welche Mittel der Leitende einsetzt, um seine Leitung umzusetzen.

Unter uns Pferdefreunden gibt es Leute, die Ihre Pferde etwas härter führen und es gibt diejenigen, die das geduldiger tun. Keine der beiden Führungsarten halte ich für verwerflich, solange dabei kein Tier gequält wird. Wichtig ist aber, dass jeder von uns eine gewisse "Dominanz" in den Alltag mit den Pferden bringt. Wir müssen einfach in der Zeit, wo wir mit unseren Tieren zusammen sind, etwas mehr auffallen; und zwar aus dem Verständnis unserer Pferde heraus. Ich halte es einfach für unverzichtbar, dass wir Menschen über Fähigkeiten verfügen, die ein Pferd dazu veranlasst, uns als Chef anzuerkennen. Mit welcher Autorität das jeder dann umsetzt, sei ihm selbst überlassen.

Ich bin also, um den Bericht von Herrn Popken aus meiner Sicht zu ergänzen, schon der Auffassung, dass eine Dominanz unter den Tieren sinnvoll ist und dass auch wir Menschen eine dominante Haltung einnehmen müssen, wenn wir uns mit Tieren beschäftigen. Schließlich schafft sich kein Mensch ein Tier an, um diesem Tier zu folgen.

Das allerdings sieht ein Herr Jürgen (???) vom Pferdezirkus anders. Herr Jürgen bezieht sich auch auf den Bericht von Herrn Popken und veröffentlicht selbst im Internet folgenden Artikel:

http://www.pferde-zirkus.de/nachric [ ... ] z-im-training-mit-pferden

Dort schlussfolgert Herr Jürgen, dass:
"Dominanztraining bei Pferden ist nach neuen Erkenntnissen unötig" (Zitat Ende)

Es ist mir völlig unbegreiflich, wie Herr Jürgen aus dem Artikel von Herrn Popken so ein Fazit ziehen kann. Das erkenne ich nicht in der Darstellung von Herrn Popken.
Noch unverständlicher ist für, dass ein Mensch, der Tieren etwas beibringt, gänzlich auf Dominanz verzichten will.
Naja, vielleicht "meint" Herr Jürgen ja mit seiner Aussage, dass ein autoritärer Führungsstil "unnötig" ist; dem würde ich mich auch anschließen. Auf keinen Fall würde ich aber auf die Dominanz verzichten.

Freue mich über zahlreiche Beiträge. Viele Grüße
Michl
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DominanzTraining für PferdeFreunde
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Re: Dominanz: Diskussion

Beitragvon Sandra » Di 2. Jun 2009, 12:00

Da kann ich mich nur völlig anschließen.

Ein Pferdebesitzer muss eine gewisse dominanz zeigen, um dem Tier überhaupt aufzufallen. Er muss sich im Verhalten sowohl von den Pferden als auch von den andren Menschen abheben, damit er von seinem Tier akzeptiert wird und überhaupt intressant bleibt.

Autorität braucht man auch bei fast allen Pferdn. Wie stark man seinen autoritären Führungsstil einsetzzen muss, ist wohl von Pferd zu Pferd unterschiedlich. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich ohnehin schon Rangniedrige Tiere leichter unterordnen. Bei einem Leittier muss man schon konsequenter sein, da diese auch immer wieder gerne den Boss raushängen lassen wollen.

Also sollte man wohl eher von Autoritätstraining als von Dominanztraining sprechen. Denn ich bin der Meinung Dominanz kann man nicht trainieren, es entwickelt sich in den täglich Umgang mit dem Pferd.
das mir das pferd das liebste sei,
sagst du, oh mensch sei sünde.
das pferd ist mir im sturme treu,
der mensch nichtmal im winde!
LG von Sandra Djibouti und Loni!
Sandra
 
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