Wem habt ihr das meiste zu verdanken?

Wem habt ihr am meisten zu verdanken? Damit meine ich nicht die tollen Reitlehren und Methoden.
Jeder hat irgendwann zum ersten Mal mit Pferden zu tun gehabt - was war da in euch los? Und garantiert hat euch da der Virus voll erwischt!
Weil ich das Thema eröffne fange ich natürlich auch an: mit vier Jahren musste ich mit auf den Kartoffelacker, mein Opa lieh sich Bella von einem Bauern im Ort. Sie konnte alles und zog den Leiterwagen samt Pflug und Leuten, aber mein Opa lieh sich das Pferd nur zwei mal im Jahr aus und er war sehr jähzornig und ein echter Hüne. Ich ging damals mit vier Jahren mit Bellas Zügeln voraus, denn sie stellte sich sonst quer zur Furche. Mein Opa war stark, selbstsicher aber Bella war all das auch. Und ich ergab einen optimalen Puffer zwischen ihnen. Jahre später hatte mein Nachbar eine kleine Traberstute von der Rennbahn gekauft - scheu und doch feurig und fertig mit der Welt. Weil ich zwischen den Ackergäulen und dem Rindertreiben und dem Trockenführren der Oldenburger und Hessen udn Holsteiner immer mal meine 50 Pfennig verdiente und ich da endlich 11 war, fragte der Besitzer der Traberstute meinen Uropa, ob er mich auf der Stute ausbilden würde.
Mein Uropa war damals 80, ich war 14 und da Pferd 7 (3 Jahre nicht geritten), denn niemand traute sich sie zu reiten.
Das war reiner Blödsinn, hätte man sich nach den Bestimmungen meines Uropas gerichtet. Man sollte bedenken, es war damals 1978 und es gab keinen Monti Roberts, keinen Horsesense von irgendeinem außer von ihm. Er machte mir das Pferd zum Freund am Boden und gab uns Hausaufgaben am Boden unterwegs auf. Er fragte wie der Tag war und er wusste genau wenn ich log.
Es ist unglaublich - er wusste über das Pferd und über mich immer besser bescheid wie alle anderen oder wie wir selbst. Manchmal schlug er mir mit seinem Gehstock in den Rücken oder zog mich am Ohr vom Pferd herab in den Sand und ich schämte mich sehr, denn all die anderen Reiter waren im Verein im Nachbarort und sie belachten mich nur als Depp.
Das machte meinem Uropa aber nichts aus, er behauptete, ich würde in einem Jahr mehr wissen als die in zehn Jahren erfahren könnten. Er nervte mich mit Sprüchen, die unendlich nichts mit dem Reiterleben heute zu tun hatten, schließlich war ja der erste Weltkrieg unendlich lange vorbei.
Mein Uropa starb - ich denke noch heute oft an ihn, muss ich ja, denn ich habe ein Pferd, das nur auf seine milden und vielseitigen Methoden anspricht.
Deshalb darf mir keiner auf der Welt sagen, die alte Kavallerie hätte nur Idioten und Tierquäler zustande gebracht. Auf den Michbänkchen, die es früher noch gab hörte ich oft wie ungerecht Männer im Krieg mit Ochsen, Pferden oder gar Hunden umgegangen waren. Aber einen Krieg kann sich keiner von uns wirklich vorstellen. Mein Uropa lernte mir auf alle Fälle das wie ein Pferd denkt und wie ich ihm am ehesten nahe komme. Und dann - der Respekt vor einem edlen Wesen, das Erlangen seines Vertrauen - Gott weiß, das ich heute manchmal denke: warum lässt du uns überhaupt aufsitzen?
Und dann geht meine Stute mal wieder neben mich und legt mir ihren großen Kopf auf meine schmale Schulter und weiß genau was los ist und das ich eigentlich weinen müsste. Meine Tiere wissen wenn es mir schlecht geht und ich sehe sofort wenn mit ihnen auch nur eine Kleinigkeit fehlt. Vielleicht sind sie alle nicht für andere wertvoll, aber sie würden mit mir durch die Hölle gehen - ich mit ihnen auch.
Und wenn ein Problem da ist - ich frage mich: was hätte mein Uropa mir jetzt geraten?
Er war mein Pferdeflüsterer.
Wer war eurer?
Jeder hat irgendwann zum ersten Mal mit Pferden zu tun gehabt - was war da in euch los? Und garantiert hat euch da der Virus voll erwischt!
Weil ich das Thema eröffne fange ich natürlich auch an: mit vier Jahren musste ich mit auf den Kartoffelacker, mein Opa lieh sich Bella von einem Bauern im Ort. Sie konnte alles und zog den Leiterwagen samt Pflug und Leuten, aber mein Opa lieh sich das Pferd nur zwei mal im Jahr aus und er war sehr jähzornig und ein echter Hüne. Ich ging damals mit vier Jahren mit Bellas Zügeln voraus, denn sie stellte sich sonst quer zur Furche. Mein Opa war stark, selbstsicher aber Bella war all das auch. Und ich ergab einen optimalen Puffer zwischen ihnen. Jahre später hatte mein Nachbar eine kleine Traberstute von der Rennbahn gekauft - scheu und doch feurig und fertig mit der Welt. Weil ich zwischen den Ackergäulen und dem Rindertreiben und dem Trockenführren der Oldenburger und Hessen udn Holsteiner immer mal meine 50 Pfennig verdiente und ich da endlich 11 war, fragte der Besitzer der Traberstute meinen Uropa, ob er mich auf der Stute ausbilden würde.
Mein Uropa war damals 80, ich war 14 und da Pferd 7 (3 Jahre nicht geritten), denn niemand traute sich sie zu reiten.
Das war reiner Blödsinn, hätte man sich nach den Bestimmungen meines Uropas gerichtet. Man sollte bedenken, es war damals 1978 und es gab keinen Monti Roberts, keinen Horsesense von irgendeinem außer von ihm. Er machte mir das Pferd zum Freund am Boden und gab uns Hausaufgaben am Boden unterwegs auf. Er fragte wie der Tag war und er wusste genau wenn ich log.
Es ist unglaublich - er wusste über das Pferd und über mich immer besser bescheid wie alle anderen oder wie wir selbst. Manchmal schlug er mir mit seinem Gehstock in den Rücken oder zog mich am Ohr vom Pferd herab in den Sand und ich schämte mich sehr, denn all die anderen Reiter waren im Verein im Nachbarort und sie belachten mich nur als Depp.
Das machte meinem Uropa aber nichts aus, er behauptete, ich würde in einem Jahr mehr wissen als die in zehn Jahren erfahren könnten. Er nervte mich mit Sprüchen, die unendlich nichts mit dem Reiterleben heute zu tun hatten, schließlich war ja der erste Weltkrieg unendlich lange vorbei.
Mein Uropa starb - ich denke noch heute oft an ihn, muss ich ja, denn ich habe ein Pferd, das nur auf seine milden und vielseitigen Methoden anspricht.
Deshalb darf mir keiner auf der Welt sagen, die alte Kavallerie hätte nur Idioten und Tierquäler zustande gebracht. Auf den Michbänkchen, die es früher noch gab hörte ich oft wie ungerecht Männer im Krieg mit Ochsen, Pferden oder gar Hunden umgegangen waren. Aber einen Krieg kann sich keiner von uns wirklich vorstellen. Mein Uropa lernte mir auf alle Fälle das wie ein Pferd denkt und wie ich ihm am ehesten nahe komme. Und dann - der Respekt vor einem edlen Wesen, das Erlangen seines Vertrauen - Gott weiß, das ich heute manchmal denke: warum lässt du uns überhaupt aufsitzen?
Und dann geht meine Stute mal wieder neben mich und legt mir ihren großen Kopf auf meine schmale Schulter und weiß genau was los ist und das ich eigentlich weinen müsste. Meine Tiere wissen wenn es mir schlecht geht und ich sehe sofort wenn mit ihnen auch nur eine Kleinigkeit fehlt. Vielleicht sind sie alle nicht für andere wertvoll, aber sie würden mit mir durch die Hölle gehen - ich mit ihnen auch.
Und wenn ein Problem da ist - ich frage mich: was hätte mein Uropa mir jetzt geraten?
Er war mein Pferdeflüsterer.
Wer war eurer?