



Lahmen, aus welchen Gründen auch immer und wenn der Schmied sich nicht ganz sicher ist, sind schon immer mein Oberhorror gewesen. Ich kannte mal ein wunderschönes Topferd "Askan", er begann auf einem Hinterbein zu lahmen, ich lief mit ihm, war damals 16 Jahre alt (1979), niemand ritt ihn zwei Jahre lang und dann musste er doch unter`s Messer - irgendwas an der Hüfte. Wäre er ein 0-8-15-Pferd gewesen hätte keiner damals diese Operation bezahlt. Danach kamen nochmal 12 Monate ohne Reiter dazu - 3 Jahre wurde er nicht geritten wegen der Sache und die OP hatte den Besitzer eine Stange Geld gekostet.
Aber wenn du sagst, das Pferd sei ein übergewichtiger "Herzinfarktpatient" - nun - viel laufen, grasen an der Hand, magere Weiden und Abenteuerspaziergänge lenken ganz gut ab. Du wirst kaum glauben wenn du mit deinem Pferd mal abends über den Friedhof gehst, wie schön gruselig ihr euch fühlt und wie das Pferd sich auf dich verlässt, denn es spürt ja deine Anspannung, da ja sogar Hunde dort verboten sind.
Meine Mohn war ja von Anfang an nicht gerade einfach und ich ging mit ihr lange draußen spazieren und ich hängte meinen rechten Arm über ihren Widerrist und hielt mich mit der Hand in ihrer Mähne fest, in der linken Hand hielt ich den Strick - so trabte sie und ich lief neben ihr mit. Wenn sie zu schnell wurde, ließ ich los und drehte sie in Volten um mich herum bis sie stand.
Vor drei Jahren schlug sie sich auf einem Grasweg den Vorderhuf an einem dicken Stein so schlimm an, das sogar ihr sehr gutes Hufhorn einen Riss bekam, den der Hufschmied so brutal aufschnitt, dass man fast gar nicht hinsehen konnte und ich musste das täglich säubern - dabei ist sie so wasserscheu!
Da ging es eben lange lange Zeit wieder nur ans Laufen und Spazierengehen. Aber wir entdeckten wieder mal ganz neue Gegenden, kleine Ecken, Lichtungen, Brunnen und Eindrücke, die man als Reiter kaum erkunden könnte.
Liebe Sandy, seh`diese Zeit in eurem Leben bitte als eine andere Art an, dein Pferd ganz neu kennen zu lernen.
Auch bei uns wird bald eine zeit kommen, da wird mein Pferd eher ein sehr großer Flucht-Hund sein, der nur neben mir laufen wird. Das Pferd meines Mannes erblindet möglicherweise langsam auf einem Auge und wir müssen mit ihr schon heute umdenken und das Reiten im Gelände anders wir bisher gestalten.
Wenn du ein blödes Gefühl hast das Pferd schon zu reiten, lass es. Du kennst das Pferd besser wie jeder TA oder Schmied, lass dir nichts aufdrängen oder dir sogar sagen, du würdest dein Pferd in Watte packen. Dein Pferd hat zwei Probleme - du musst beide in den Griff kriegen und das ist eine große Aufgabe für dich.
Ich wünsche Dir und Deinem Pferd alles Gute